Beteiligung Gerechtigkeit Nachhaltige Entwicklung

UN-Jugenddelegierte für nachhaltige Entwicklung fordern gerechte Nachhaltigkeitspolitik beim HLPF in New York

Vom 8. bis 17. Juli 2024 tagte in New York City das Hochrangige Politische Forum für nachhaltige Entwicklung (HLPF) der Vereinten Nationen. Unter dem Motto „Stärkung der Agenda 2030 und Beseitigung der Armut in Zeiten multipler Krisen: wirksame Umsetzung nachhaltiger, widerstandsfähiger und innovativer Lösungen" kamen Minister*innen und Delegierte zusammen, um den Fortschritt und die Implementierung der Agenda 2030 sowie der SDGs zu diskutieren. Die UN-Jugenddelegierten für nachhaltige Entwicklung, Fidelis Stehle und Audrey MacLean, vertraten vor Ort die Interessen junger Menschen aus Deutschland.

Ein Schwerpunkt der Diskussionen lag auf den diesjährig fokussierten nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) 1 (Keine Armut), 2 (Kein Hunger), 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz), 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen) und 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele). Die freiwilligen Staatenberichte (VNRs) waren dabei für die Jugenddelegierten dieses Jahr von besonderem Interesse, da aktuell die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) überarbeitet wird und Deutschland 2025 seinen nächsten VNR vorstellen wird. In diesem Zusammenhang betonte Fidelis Stehle die Notwendigkeit einer verstärkten Jugendbeteiligung: „Die deutsche Bundesregierung muss in der Überarbeitung der DNS und im Prozess zum VNR 2025 dieses Mal zwingend die Zivilgesellschaft und insbesondere die Perspektiven von jungen Menschen besser einbinden, denn die Agenda 2030 kann nur mit allen Akteuren erfolgreich umgesetzt werden und die (Nicht-)Erreichung bestimmt maßgeblich darüber, wie gerecht und nachhaltig die Zukunft sein wird.“

Audrey MacLean hob in ihrem Statement die Bedeutung von SDG 16 hervor, welches Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen zum Ziel hat. Sie betonte, dass eine demokratisch legitimierte Zivilgesellschaft der Rückhalt einer jeden Demokratie ist. Allerdings ist sie Gefahren ausgesetzt und wird in einigen Ländern beschränkt. “Der Zusammenhang zwischen Sicherheit und Stabilität sowie der Umwelt und dem Klima verschärft bereits die Notlage von 1 Mrd. Kindern weltweit. Die Konsequenzen der dreifachen planetaren Krise führen zu Lebensraumverlusten, einem Anstieg von Krankheiten und einer verschmutzten Umwelt, die Konflikte verstärkt oder neue Konflikte auslösen kann. Daher sollten nationale (Finanz-)Ziele die nachhaltige Entwicklung, die dreifache planetare Krise und den Frieden über militärische Ziele stellen. Andernfalls werden die SDGs und das Pariser 1,5-Grad-Ziel nicht erreicht.” Neben den offiziellen Veranstaltungen gab es auch zahlreiche Side Events zu den Themen Jugend, Frieden und Sicherheit (YPS), die sich intensiv mit SDG 16 befassten.

Ein weiteres Highlight des Forums war ein internationales Mittagessen mit jungen vielen Menschen und den Parlamentarischen Staatssekretärinnen Bettina Hoffmann (BMUV) und Bärbel Koffler (BMZ). Dieses Treffen bot eine wertvolle Austauschplattform. Zudem gab es Gespräche mit Helmut Kleebank, dem Vorsitzenden des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung (PBnE), sowie mit weiteren Mitgliedern des Bundestags, die im PBnE vertreten sind. Auch der Austausch mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und dem Europäischen Jugendforum stand auf der Agenda der Jugenddelegierten.

Fidelis Stehle betonte auf dem HLPF die Dringlichkeit einer beschleunigten Umsetzung der Agenda 2030: „Sechs Jahre bleiben noch zur Umsetzung der Agenda 2030, hierfür muss auf nationaler und lokaler Ebene nun die Implementierung massiv beschleunigt werden. Die neue DNS muss hierfür als Transformationsrahmenwerk die Weichen für eine deutlich ambitioniertere Umsetzung stellen.“ 

Audrey MacLean unterstrich die Bedeutung von SDG 1 und mahnte an, dass, wenn die Weltgemeinschaft in der Umsetzung der SDGs weitermacht wie bisher, im Jahr 2030 noch 575 Millionen Menschen in Armut leben werden, was der Maxime "Niemanden zurückzulassen" zutiefst widerspricht. Es ist inakzeptabel, dass einige Unternehmen mehr Vermögen besitzen als die ärmsten Länder dieser Welt, was zu einer zunehmenden Ungleichheit innerhalb und zwischen Ländern führt. Daher ist eine umfassende Reform der internationalen Finanzarchitektur erforderlich, um diesem Trend entgegenzuwirken.

Im Kontext von SDG 2 betonte sie, dass weltweit immer mehr Menschen unter Ernährungsunsicherheit, Hunger und steigenden Lebensmittelpreisen leiden, während sich die Gewinne von Agrarrohstoffhändlern, Saatgut- und Pestizidunternehmen in den letzten drei Jahren verdreifacht haben. Diese Ungerechtigkeit wird verstärkt durch die Priorisierung wirtschaftlicher Interessen über soziale Aspekte. Es ist dringend erforderlich, gegenzusteuern, damit sich diese Ungleichheiten nicht weiter zementieren und zur neuen Normalität werden.

Insbesondere im Hinblick auf SDG 13 forderte Stehle eine stärkere Klimapolitik: „Mit Blick auf das diesjährige Fokus-SDG 13 zu Klima muss die deutsche Bundesregierung und der Bundestag dringend nachsteuern, da die Abschwächung und Verwässerung des Klimaschutzgesetzes der (historischen) Verantwortung Deutschlands nicht gerecht wird und die Zielerreichung von SDG 13 bis 2030 noch weiter behindert.“ Hier geht es zur Rede von Audrey MacLean zu SDG 16 beim HLPF 2024.

Die Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung vertreten die Interessen junger Menschen aus Deutschland beim HLPF. Der Bundesjugendring ist Träger dieser Jugenddelegiertenprogramm im Zusammenarbeit mit dem BMUV. Mit Bewerbungsfrist zum 15.09.2024 wird als Nachfolge von Fidelis Stehle ein neuer Jugenddelegierter* für Nachhaltige Entwicklung gesucht. Informationen dazu finden sich hier.

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