Internationale Jugendpolitik

Neue Herausforderungen in der internationalen Zusammenarbeit

Zur internationalen Zusammenarbeit gibt es für uns keine Alternative – gerade in Zeiten, in denen populistische und fremdenfeindliche Parteien die Regierungspolitik auch in EU-Mitgliedstaaten prägen. Wir setzen uns für alle Initiativen zur Intensivierung der jugendpolitischen Zusammenarbeit im internationalen Bereich und zum Ausbau des Jugendaustauschs innerhalb und außerhalb Europas ein.

Dafür müssen finanzielle Mittel erhöht werden, um unentbehrliche Beiträge für eine individuelle und gesellschaftliche Entwicklung, Offenheit, Engagement und demokratisches Miteinander in der Zivilgesellschaft zu erhalten und zu fördern. Der Abbau von Ressentiments und der Aufbau von Beziehungen für die gegenseitige Verständigung finden die Unterstützung aller Jugendorganisationen in Deutschland. Direkte Begegnungen zwischen jungen Menschen sind ein unverzichtbares Fundament für ein friedliches Zusammenleben.

Balkanregion

Wir unterstützen seit 2015 den Albanischen Nationalen Jugendkongress (NYC Albania) in seiner erfolgreichen Aufbauarbeit. Zuletzt nahmen wir im Juni 2017 an seiner Generalversammlung teil. Auch zum Serbischen Jugendring KOMS ist der Kontakt seit dem Besuch von zwei Vertreterinnen auf der DBJR-Vollversammlung 2016 intensiviert und während eines Delegationsbesuchs in Belgrad ausgebaut worden. An unserer 90. Vollversammlung nahm eine Delegation des Mazedonischen Jugendrings teil. Damit unterstützen wir die Vertretungsarbeit von Jugendstrukturen in der Westbalkan Jugendinitiative. Am 4. Juli 2017 haben die Regierungschefs von Albanien, Bosnien-und-Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien im Rahmen der Pariser Westbalkan-Konferenz den Gründungsvertrag des RYCO | Regional Youth Cooperation Office of the Western Balkans unterzeichnet. Auch wenn aus der Region sonst wenige positive Nachrichten kommen: Wir hoffen, Jugendliche und Jugendorganisationen können mit ihrem Engagement für eine friedliche Entwicklung sorgen.

Polen

Ein Beispiel für eine besonders vertrauensvolle und intensive Kooperation sind die Projekte, die wir zusammen mit dem Polnischen Jugendring PROM umsetzen. Das gilt sowohl bilateral als auch multilateral mit Israel. Umso schmerzlicher ist, dass sich das Agieren der polnischen Regierung negativ auf die Jugendarbeit in Polen und auf den Jugendaustausch mit Deutschland auswirkt. Die Lenkungsgremien des Deutsch-Polnischen Jugendwerks sind weitgehend nur noch mit Regierungsvertreter_innen besetzt. Die Förderung von unabhängigen Jugendstrukturen wird eingeschränkt. Für unseren Partner PROM haben die Veränderungen gravierende Auswirkungen auf die Anerkennung und Arbeitsfähigkeit. Deshalb werden wir weiter mit PROM eng zusammenarbeiten.

Tschechien

Im April 2017 feierten die beiden Tandem-Büros in Regensburg und Pilsen den 20. Jahrestag ihrer Gründung. Wir beteiligten uns zusammen mit unserem tschechischen Partner, dem Tschechischen Kinder- und Jugendring CRDM mit inhaltlichen Beiträgen an der Feier. Im September 2016 waren wir Gastgeber des 9. Deutsch-Tschechischen Jugendtreffens in Policka. Wir warfen dort einen Blick zurück auf das erste Treffen 1996, entwickelten aber auch viele Ideen für die künftige Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern.

Frankreich

Regelmäßige bilaterale Treffen und Aktivitäten prägen die Zusammenarbeit mit dem Französischen Jugendrat CNAJEP. Gemeinsam werden auch die Sitzungen der Lenkungsgremien des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) vorbereitet, in denen beide Jugendringe mitarbeiten. Das partnerschaftliche Verhältnis zum DFJW hat sich nach den Präsidentschaftswahlen in Frankreich deutlich verstärkt. Auf beiden Seiten besteht großes Interesse, die Rolle und Sichtbarkeit von Jugendorganisationen im deutsch-französischen Austausch zu erhöhen. Ihre langjährigen Erfahrungen in der europäischen Zusammenarbeit sollen stärker genutzt werden.

Russland

Trotz anhaltender Belastungen der politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland gibt es eine Kontinuität in der Kooperation mit dem Nationalen Kinder- und Jugendrat Russlands NYCR. Das spiegelt sich in zahlreichen Treffen auch am Rande jugendpolitischer Veranstaltungen, etwa dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Düsseldorf. Gemeinsam organisierten wir eine Veranstaltung im Rahmen des Abschlusses des Deutsch-Russischen Jahres des Jugendaustauschs 2016/2017, um auf die Arbeit beider Jugendringe im Austausch aufmerksam zu machen. Am Rande des Treffens im Juli wurde auch das 15. Deutsch-Russische Jugendforum vorbereitet, das Ende November 2017 in Rjasan sein wird. Trotz Kontroversen bei politischen Einschätzungen gibt es das gemeinsame Interesse, den Jugendaustausch zwischen beiden Ländern auszubauen und Hemmnisse aus dem Weg zu räumen, beispielsweise bei der Visaerteilung.

Ukraine

Die Unterstützung durch regionale Jugendstrukturen ist unverzichtbar für nationale Jugendringe, besonders wenn sie erst seit kurzer Zeit bestehen. In einem Projekt, gefördert aus Mitteln der Östlichen Partnerschaft des Auswärtigen Amts, haben wir den 2015 gegründeten Ukrainischen Nationalen Jugendrat bei der Gründung von Jugendringen in acht ukrainischen Regionen unterstützt und deren Aufbau als sehr gelungen wahrgenommen. Dabei unterstützten uns auch Vertreter_innen einzelner Landesjugendringe. Eine Partnerbörse im November in Kiew führte zu neuen Partnerschaften zwischen Jugendstrukturen aus beiden Ländern. In Herbst 2017 soll ein weiteres Aufbauprojekt gestartet werden. Die abschließende Partnerkonferenz ist Ende 2017 in Deutschland.

Griechenland

Das Deutsch-Griechische Jugendwerk soll bis 2019 gegründet werden. Das hat die Bundesregierung im Juli 2017 mit der griechischen Regierung vereinbart. Wir haben nach wie vor Zweifel, ob diese Gründung das geeignete Instrument ist, um in Griechenland zivilgesellschaftliche Strukturen zu stärken. Es scheinen Zweckinteressen einzelner Gruppen vorzuherrschen. Die Jugendstrukturen in Griechenland sind instabiler denn je; auch unser Pendent, der Griechische Jugendrat ESYN. Wir bleiben am Ball, wenn es darum geht, vorhandene und neue zivilgesellschaftliche Jugendstrukturen zu stärken.

Israel

Die Zusammenarbeit mit dem Israelischen Jugendring CYMI wird durch wechselseitige Fachkräftetreffen und Aktivitäten sowohl in Deutschland als auch in Israel gepflegt. Im September 2016 und im März 2017 gab es Delegationsbesuche in Deutschland und Israel. Letzterer Besuch diente unter anderem der Vorbereitung eines weiteren trilateralen Projekts zur Erinnerungsarbeit. Als dritter Partner ist erneut der Polnischen Jugendring PROM beteiligt. Das Thema für das 2018 geplante Projekt ist der 75. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto.

Türkei

Es bleibt offen, wie sich die jugendpolitische Zusammenarbeit mit der Türkei entwickelt. Eine für den Herbst 2016 geplante Partnerkonferenz, an der wir beteiligt sein sollten, wurde auf 2017 verschoben. Dann aber ohne unsere Beteiligung. Die politischen Entwicklungen in der Türkei machen es für uns schwierig, an dem vom Ministerium für Jugend und Sport als alleinigem Partner für die im Fachausschuss vereinbarten Fachkräfteprogramme festzuhalten. Wir bleiben im Kontakt mit dem Netzwerk der unabhängigen Jugendorganisationen in der Türkei GOFOR, an deren Generalversammlung wir im Dezember 2016 teilgenommen haben. Dort haben wir eine Einladung für einen Besuch in Deutschland ausgesprochen.

Usbekistan

Im Januar 2017 haben wir für eine kleine Delegation der Usbekischen Jugendorganisation Kamolot ein Programm organisiert, um sie mit interessierten Mitgliedsorganisationen in Kontakt zu bringen. Der Kontakt mit Kamolot war 2011 bei einem Besuch des DJHT entstanden. Von usbekischer Seite besteht der Wunsch, nun in die konkrete Zusammenarbeit mit einzelnen Mitgliedsorganisationen einzusteigen, auch durch die Einladung von Personen zu Fachveranstaltungen und Konferenzen. Wir werden diese Zusammenarbeit gegebenenfalls begleiten, aber nicht mehr mit eigenen Maßnahmen aktiv werden.

Themen: Internationale Jugendpolitik