Erinnerungsarbeit

Für Demokratie und Pluralismus, gegen Antisemitismus

Die unterschiedlichen Perspektiven auf den Aufstand im Warschauer Ghetto machten unser gemeinsames Seminar mit dem polnischen und israelischen Jugendring besonders interessant. Auch 75 Jahre nach dem Ereignis wollen und müssen junge Menschen gemeinsam Verantwortung tragen, aus der Erinnerung zu lernen.

Sich miteinander erinnern, die Erinnerungsarbeit der anderen verstehen und gemeinsam das Erinnern weiterentwickeln: Darin lag die Stärke des trilateralen Seminars, an dem sich noch Teilnehmende aus Tschechien und Österreich beteiligten. Es war und ist notwendig, an die Orte der Geschichte zu gehen, mit Zeitzeugen zu sprechen. Und gleichzeitig müssen wir diskutieren, wie auch unabhängig von Zeugen und Tatorten Erinnerung gelingen und prägen kann. Das war eine Erkenntnis der Teilnehmenden.

Es darf kein Monopol auf Erinnerungskultur geben, denn dann wird sie manipulativ und einseitig. Gerade Jugendverbände und -organisationen müssen darauf drängen, dass die Erinnerungskultur pluralistisch bleibt und nicht instrumentalisiert wird. In einer Podiumsdiskussion mit Dr. Katrin Stoll (Deutschland), Prof. Dr. Zdzistaw Mach (Polen) und Yossi Gilad (Israel) sprachen Itai Zaidenberg (Generaldirektor von Hashomer Hzahir) und Immanuel Benz (ehemaliges DBJR-Vorstandsmitglied) darüber, ob wir nicht eine europäische oder sogar internationale Erinnerungskultur brauchen. Oder ob doch jede Nation ihren eigenen Blick behalten muss. Für beide Thesen gab es gute Argumente.

Für die Teilnehmenden war klar: Junge Menschen tragen die Verantwortung, sich immer wieder kritisch mit ihrer Gesellschaft auseinander zu setzen. Und in den Workshops wurde deutlich: Der Kampf für Demokratie, für pluralistische Gesellschaften und gegen Antisemitismus bleibt wichtig - ist vielleicht gerade in Polen, Israel und Deutschland wichtiger als jemals zuvor. 
Diese Erkenntnis ist in einer gemeinsamen Erklärung ausgedrückt, die von unserem Vorstandsmitglied Hetav Tek, vom Präsidenten des Polnischen Jugendrings Michal Klopocki und vom Generalsekretär des Israelischen Jugendrings Naftali Dery unterzeichnet wurde.

Das Seminar - unterstützt vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk - besuchten neben den Teilnehmenden aus Deutschland auch wichtige Gäste. Zur Eröffnung sprachen Urszula Grebieniow (Staatssekretärin des Polnischen Außenministeriums), Anna Łysik (Leiterin der Abteilung der Europäischen Union und des Europarates im Polnischen Bildungsministerium), Winnie Switakowski (Deutsche Botschaft in Polen), Hadas Nisan (Kulturkonsulin der Israelischen Botschaft in Polen) sowie Ewa Nocoń (Generalsekretärin des Deutsch-Polnischen Jugendwerks).

Für den DBJR Vorstand hatte Alma Kleen die Vorbereitung aktiv mitgestaltet, Matthias Schröder war als Teamer aktiv. Christoph Röttgers und Hetav Tek nahmen ebenfalls am Seminar teil.

Themen: Erinnerungsarbeit