Ehrenamt Jugendpolitik

Bundesjugendring lehnt Pflicht zum Gesellschaftsjahr entschieden ab

Die Entscheidung der CDU, die Wiedereinführung der Wehrpflicht mit einem verpflichtenden Gesellschaftsjahr in ihr Grundsatzprogramm aufzunehmen, hat zu einer intensiven Debatte über die Rolle und Notwendigkeit eines Pflichtdienstes geführt. "Wir haben es immer wieder betont und möchten dies erneut klarstellen: Eine Verpflichtung zum Gesellschaftsjahr ist der völlig falsche Weg", erklärt Daniela Broda, Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings.

Die Perspektive junger Menschen ist eindeutig: Engagement kann nicht erzwungen werden. Vielmehr sind Anerkennung und Wertschätzung für freiwilliges Engagement die treibenden Kräfte für mehr Solidarität in der Gesellschaft. Die Jugendverbände, in denen sich über sechs Millionen Menschen freiwillig engagieren, stehen fest für die Prinzipien von Freiwilligkeit und Selbstbestimmung. Aus diesem Grund hat sich der Bundesjugendring schon immer gegen jede Pflicht oder jeden Zwang zum Wehrdienst ausgesprochen. Junge Menschen, die sich für einen Dienst in der Bundeswehr, gleich in welcher Form entscheiden, müssen dies frei und unbeeinflusst und unter Kenntnis der Gefahren und Risiken tun (können). Jede Form der – auch indirekten – Beeinflussung lehnt der Bundesjugendring ab. Gleiches gilt für einen Pflichtdienst im sozialen Bereich. „Die immer wieder aufflammende Debatte, jungen Menschen – und zwar ausschließlich ihnen - einen Pflichtdienst aufzuzwingen, ist anmaßend. Junge Menschen tragen ebenso wie jede andere Altersgruppe ihren Teil zur Gesellschaft bei, doch allzu oft werden ihre Bedürfnisse und Beiträge übersehen. Soziales Engagement ist keine Frage des Alters und endet nicht nach einem Jahr. Vielmehr müssen alle Menschen in Deutschland unabhängig ihres Alters geeignete Rahmenbedingungen vorfinden, um sich aktiv einbringen zu können“, so Broda.

Zudem haben gerade junge Menschen im Verlauf der COVID-19-Pandemie besondere Belastungen erlebt. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie trafen sie unverhältnismäßig hart, ihr Recht auf unverzweckte Freizeit und freie Entwicklung blieb hinter dem Pandemieschutz völlig zurück. Umso mehr entsteht daraus die Notwendigkeit, jungen Menschen jetzt die Freiheit einzuräumen, sich mit verschiedenen Lebensplanungen eigenständig entwickeln zu können. Es ist entscheidend, dass die Entscheidungsfreiheit junger Menschen hinsichtlich eines Auslandsjahres, eines Freiwilligendienstes, eines Studiums, einer Ausbildung oder anderer Lebenspläne nicht durch eine starre staatliche Vorgabe, die für unterschiedliche Lebenssituationen ungeeignet ist, massiv eingeschränkt wird.

„Die Diskussion um den Pflichtdienst zeigt einmal mehr, wie die Situation und Interessen junger Menschen von der Politik nicht ernst genommen werden. Junge Menschen dürfen nicht dazu herhalten, Engpässe in den sozialen Berufen oder in der Bundeswehr zu kompensieren. Es ist frustrierend, dass diese Debatte immer wieder geführt werden muss, insbesondere wenn gleichzeitig die Schaffung guter Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement, sei es in Jugendverbänden oder bei Freiwilligendiensten, vernachlässigt wird. Gerade das freiwillige Engagement in Freiwilligendienstes und Jugendverbänden geht überproportional häufig mit einem Lebenslangen freiwilligen Engagement einher. Die Logik eines Pflichtdienstes ist der genaue Widerspruch zu diesem Gedanken“, fasst Daniela Broda zusammen.

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